StartseiteVorwortErstes BuchZweites BuchDrittes BuchSchlussNachwortImpressum

Drittes Buch:

Familienanschluss

Aufbruch

Bürgerkrieg

Nach Hause

Allgemein:

Startseite


Wir merkten, dass unsere Vorräte weniger geworden waren, und an jeder Anlegestelle kauften wir Brot zum Strecken der Vorräte.
Das Schiff war zu beiden Seiten des Ganges mit sauberen Holzpritschen versehen, so dass man liegen wie auch sitzen konnte, was für tagelange Reisen von großem Nutzen war. Neben uns fuhren auch Russen mit, und bald sprach mich ein russischer Bauer an: „Wir wären doch Plennys, Gefangene?“ Was ich bejahte. „Ob ich nach Hause wollte?“ „Ja“. Er meinte, wir würden nicht durchkommen. Schließlich meinte er, wir könnten es ja versuchen. Am nächsten Tag fragte er mich, ob ich verheiratet wäre. Was ich verneinte. Er sagte: „Wenn wir nicht durchkämen, sollte ich zu ihm zurückkommen. Er hätte Arbeit genug. Und er hätte auch eine Jefka, ein Mädchen für mich. Er hätte 10 Pferde. Er gab mir sogar seine Adresse. Ich muss ehrlich sagen, es hat mich sehr beeindruckt. Aber die Sehnsucht nach Hause überwand auch dieses sicher gut gemeinte Wort.

Dann, nach nicht enden wollender Fahrt, kamen wir nach Kasan. Es liegt schon an der Wolga. Unsere Fahrscheine reichten bis Nischnij-Nowgorod. Je näher wir unserem Ziel kamen, desto weniger wurde das liebe Brot. Dann endlich, es waren rund 1000km, liefen wir in den Hafen ein. Es war ein schöner sonniger Tag. Aber wir konnten hier nur Stockfische kaufen, kein Brot. Aber was soll’s, wir mussten uns mit allem abfinden.

Als wir so dahindösten bemerkten wir die vielen in gutem Feldgrau gekleideten Deutschen und fragten, wo sie denn her kämen. „Ja, sie kämen von Ufa.“ Die Stadt Ufa liegt an einem Nebenfluss der Kama. „Sie seien alle Kranke und sollten ausgetauscht werden.“ „Ja, wer denn der Führer des Transports sei?“ „Das wäre ein “Leutnant“.“ „Wo er dann sei?“ „Ja, auf dem Schiff.“ Also musste es kurz nach uns eingefahren sein. Und es waren auch noch Zivilgefangene dabei, mit Frauen und Kindern. Wir stellten uns dem Leutnant vor und schlossen uns dem Transport an.

Nach 3 Tagen wurden wir alle auf Lastkähne gewiesen. Ein Kapitän sollte uns nach Jaroslawl fahren. Bis dahin verging auch noch ein Tag. Wie ich nachher erfuhr, war der Grund Treibsand. Er hatte Angst, dass er stecken blieb mit uns. Ich schätze, es hatten sich so 1200 - 1300 Menschen angesammelt. Ich kann ehrlich sagen, es war kein gutes Gefühl mit so vielen Menschen. Auf dem Dampfer waren nicht viele. Die meisten waren auf leeren oder halbleeren Lastkähnen verteilt. Man hörte manchmal, dass das Schiff über Sandbänke lief. Aber alles ging gut, so dass wir nicht auszusteigen brauchten. Wir waren ohne jede öffentliche Verpflegung. Auch bei uns Dreien wurde der Gürtel enger geschnallt. Kurz vor dem Dunkelwerden hatten wir unser Ziel erreicht. Wir waren in Jaroslawl.

» Bürgerkrieg