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Zweites Buch:

Sibirien

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So verging die Zeit und bald war tiefer Winter. Im Januar hieß es, wir brauchen nicht mehr zu arbeiten. Eine zeitlang wurde nur Feuer gemacht. Wir standen herum und wärmten uns. Was los war wusste keiner.

Nach einigen Wochen zogen wir in Richtung Süden in ein kleines Lager. Hier traf ich einige Kameraden von der 6. Kompanie wieder: den Feldwebel Kaiser und den Fahnenträger Lukosat. Als ich ihn sah, musste ich daran denken, wie er bei den großen Märschen in Ostpreußen und Polen die Fahne hinter sich her geschleppt hat. Vom Stoff war fast nichts mehr zu sehen.

Nach einigen Tagen ging es weiter. Zuletzt kamen wir auch in Dörfer. Sie lagen aber für unsere Begriffe weit, ca. 12 – 15 km, auseinander. Wir tranken mit den Leuten Tee, dazu gab’s Brot. Auf dem Fußboden war das Nachtlager. Hier in diesen Dörfern lernte ich den zur der Zeit gebräuchlichen Webstuhl kennen. Man konnte nur 40cm breit weben. Das war In der Regel für Fußlappen geeignet.

Die Wege wurden breiter. Nach einigen Tagesmärschen landeten wir alle in einem Lager. Alle waren Deutsche. Von Bewachung konnte keine Rede mehr sein. So kam es auch, dass fast alle "fechten" gingen, denn die Verpflegung war knapp. Noch nie habe ich so viel Kappes gegessen, in der Woche 3 oder 4 Mal.

Man hatte Zeit zum Denken. Ab und zu sangen wir Heimatlieder. Auch über den Krieg wurde diskutiert. Aber hier hatten wir keine lange Bleibe. Ich habe mir gedacht, die Leute in den Dörfern, werden sich über uns beschwert haben, wegen der vielen Fechtereien. Ich hatte auch den Eindruck, dass eine Stadt nicht mehr weit sei kann.

Und richtig eines Tages kamen wir nach Kongur. Zu dieser Zeit war der Schnee schon weg. Nur nachts fror es noch. Nachmittags gingen wir mal zum Bahnhof, es ist die Strecke nach Jekatarinienburg, oder zu den Zigeunern. Es war uns zuerst ungewohnt, ohne Posten. Die Zigeuner wohnten in Eisenbahnwagons unweit von einem kleinen Wäldchen. Es waren nur junge Mädchen, alte Frauen und Männer. Wenn es ein wenig warm war, dann sonnten sie sich; bei kalten Tagen machten sie sich ein kleines Feuer. Wir besuchten sehr oft einen alten Herrn mit zwei jungen Töchtern. Die verstanden ein wenig deutsch.

Einer, gebürtig aus Hannover, machte sich mit uns bekannt. Diese Familie hat uns - Willi Kreft, Heinz Durst und mich - zum Mittagessen eingeladen.
Von Kongur kamen wir dann in das Dorf, von wo wir drei fortgegangen sind.

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