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Ein Geschütz nach dem anderen wurde zerschossen, und ganze Straßenfronten dem Erdboden gleich gemacht. „Bald stürmen sie die Stadt!“ Aber die Bolschewiki kamen nicht. Jetzt sagten wir: „Wollen die uns aushungern lassen?“. Das alles hatten wir uns nicht träumen lassen. Wir machten uns Vorwürfe. Wären wir doch sparsamer mit dem Brot gewesen.

Am 10. oder auch 11. Tag hörten wir nur noch vereinzelt Schüsse. Es war merklich ruhiger geworden. Aber es tat und rührte sich nichts. Wir alle warteten gespannt auf das Ende. Auch die Postenkette war ruhiger geworden. Man konnte es diesen Heimatsoldaten ansehen, dass sie für den Einsatz im Schützengraben zu Schade waren. Also hier wie da, es ist immer dasselbe Bild.

Endlich, am 15. Tag als der Morgen graute, wurden wir unsanft aus dem Schlaf gerissen. Auf der Bühne stand der Leutnant und sagte etwa folgendes, und alle horchten den Worten des Offiziers: „Leute, mal alle herhören. Ich kann euch die frohe Mitteilung machen, dass sich der Stab der weißen Garde samt seinen Untergebenen uns ergeben hat, uns Kriegsgefangenen.“ Alle waren begeistert. „Ich verlange, dass sich jeder bewaffnet. Wer noch mit der Waffe in der Hand angetroffen wird, muss entwaffnet werden. Wenn nötig, mit Gewalt. Alle, die einen Lastwagen fahren können, brauche ich, und sollen sich bei mir melden. Sämtliche Waffen werden hier beim Stadttheater auf einen Haufen geworfen. Ja, was sehr wichtig ist, wir verfügen über alle Lebensmittel, die irgend aufzutreiben sind. Aber nur in den Vorratslagern.“

Bald brausten die Lastwagen mit ihren roten Fahnen durch die Stadt. Jeder von uns hatte die rote Plakette vor der Brust. Im Stadttheater befand sich ein kleiner Versammlungssaal, 5 x 6 Meter groß. Hier war der Stab, mit den Rotkreuzschwestern, einem Doppelposten davor bewachte und eingesperrt.

» Sofortige Entwaffnung