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Wir kamen weiter ins Stadtinnere, in das Stadttheater. Auf dem Marsch zum Theater wurden wir mit Steinen beworfen. In der Stadt hatte man alles mobilisiert. Man sah sogar Schuljungen mit Gewehr herumlaufen.

Das Theater war zwar ein großes Gebäude, aber für alle? Wir waren dort doch sehr zusammengepfercht. Wir Drei suchten uns einen Platz in der Loge. Unten lagen die Zivilgefangenen mit ihren Kindern. Ach, haben die mir Leid getan. Der Krieg wurde mit aller Heftigkeit geführt. Wir hatten gedroht auszubrechen, wenn wir nicht bald etwas zu essen bekommen. Wir bekamen es und zwar: das Stück Brot war ungefähr wie eine Zigarettenschachtel. Dazu gab’s ¼ Liter Buchweizensuppe. Ausgeteilt wurde es abends so gegen 5.00 oder 6.00 Uhr.

Um das Gebäude herum hatte man eine dichte Postenkette gebildet. Man durfte nicht mal aus dem Fenster sehen. Wenn sie einen sahen, schossen sie demjenigen eine Kugel in den Kopf. Aber es gab auch noch Ausgucklöcher weiter oben. Dort konnte man nicht gesehen werden, aber die gesamte Stadt übersehen. Die Frauen durften hin und wieder mit Bewachung zum Einkaufen in die Stadt, falls noch was zu bekommen war.
Um das Stadttheater war ein Park. Hier hatte man sich einen Platz ausgesucht, um eine Reihe von Geschützen aufzufahren. Als das Feuer erwidert wurde, war es kein Wunder, dass auch wir einige Treffer zu beklagen hatten. Unsere Leitung war aber nicht müßig. Wir stellten den Antrag, man sollte uns durch die kämpfenden Linien lassen. Wir wollten die Parlamentäre stellen. Das wurde genehmigt. Nun gingen zwei Mann mit weißer Fahne zu den Bolschewiki. Die aber siegesgewiss unser Anliegen ablehnten.

Bald wurden auch die sanitären Einrichtungen zerschossen, so dass es kein Wasser mehr gab. Ein 4 Meter hoher Bretterzaun wurde errichtet, und zwei Gullylöcher dienten zur Verrichtung der Notdurft. Einmal gab es ein Gewitter. An der Regenrinne hingen die Menschen wie Trauben. Jeder wollte Wasser und niemand kümmerte sich.

Die Kinder starben nur so dahin. Es gehörte zum täglichen Geschehen. Ich und meine Freunde lagen bis nachmittags still und rührten uns nicht. Wenn ich die Treppe herunterging wurde mir blau vor den Augen. Einer sagte zum anderen: „Wenn nur keine ansteckenden Krankheiten ausbrechen.“

» Am 15. Tag